Vanillekipferl

Meine Oma hat zur Weihnachtszeit immer ihren persönlichen Kekse-Back-Marathon veranstaltet. Ihre Spitzenleistung lag bei rund 30 verschiedenen Kekssorten, an einem Weihnachten wohlgemerkt. Aber es musste ja auch immer die gesamte Kirchengemeinde versorgt werden, von der hohen Nachfrage am Weihnachtsmarkt im Pfarrheim ganz zu schweigen und dann um Himmels willen bloß nicht die eigene Familie vergessen! Nun ist meine Oma letztes Jahr leider verstorben und wer sollte heuer wohl sonst die Kekse backen, wenn nicht das Enkelkind mit dem eigenen Food Blog?

Also habe ich recherchiert und nach DEM Keksrezept unter den Keksrezepten gesucht: Vanillekipferl. Gefunden habe ich jenes von Katharina Prato (aus „Die Süddeutsche Küche“, erschienen 1858), nämlich u.a. auf den Blogs von Katha von esskultur und Petra von Chili und Ciabatta. Nach all dem Lob für dieses Rezept war ich mir sicher, meiner Oma alle Ehre machen zu können. Umso ernüchternder dann die Tatsache, dass ich einen zweiten Versuch benötigen werde. Beim ersten Kipferl-backen vor wenigen Tagen war das Ergebnis nämlich definitiv zu dunkel und zu wenig vanillig. Der Teig selbst war geschmacklich gut, die fertigen Kekse waren dann aber so eine Mischung aus weich (beim Reinbeißen) und leicht knusprig (beim Kauen). Nun plane ich also Versuch Nummer 2, der bei den Vanillekipferl auf jeden Fall eine Steigerung in Geschmack und Farbe bewirken muss. Dazu folgende Fragen: Welches Mehl muss in den Teig (glatt, griffig, universal)? Wie lange müssen die Kekse im Ofen backen? Die bei Chili und Ciabatta angegebenen 15-20 Minuten waren definitiv zu lang, wie wäre es daher mit 8-10, maximal 12 Minuten (in einem Ofen mit Ober-/Unterhitze by the way)? Und was spricht eigentlich gegen frisches Vanillemark an Stelle des Vanillezuckers?

Update vom 26.12.: Weihnachten ist überstanden, weshalb ich euch ein Update in Sachen Vanillekipferl-backen geben kann: Glattes Mehl passt schon. Auf Vanillezucker wird verzichtet, dafür mische ich ab jetzt nur noch Staubzucker mit dem Mark von Vanilleschoten. Kipferl mit der Vanille-Zucker-Mischung lediglich zu bestäuben ist laut O. absolut unzulässig, die gehören ordentlich darin gewälzt. Gebacken wird nur solange, bis die Spitzen erste Anzeichen von Bräune zeigen, das waren bei mir ca. 8 Minuten.

Zutaten für ca. 50 Stück:

280 g Mehl
70 g Zucker
100 g gemahlene Mandeln
210 g Butter, in kleine Würfel geschnitten
1 Prise Salz
2 8 EL Puderzucker
1 Pkg. Vanillezucker
2 Vanilleschoten, davon das Mark

1. Mehl, Zucker, Mandeln, Butter und Salz auf eine Arbeitsfläche häufen und mit den Händen rasch zu einem Teig kneten. In Frischhaltefolie wickeln und mindestens 30 Minuten kalt stellen.

2. Vom Teig nach und nach walnussgroße Stücke abnehmen und mit den Händen, aber ohne Mehl zuerst zu kleinen Kugeln und dann zu kleinen „Würstchen“ rollen. Zu einem Kipferl formen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen.

3. Im vorgeheizten Backofen bei 180°C 10-15 Minuten ca. 8-10 Minuten backen bzw. nur solange, bis die Spitzen der Kipferl leicht gebräunt sind.

4. Währenddessen Vanilleschoten halbieren, das Mark mit einem Messer vorsichtig herauskratzen und mit dem Staubzucker mit dem Vanillezucker mischen. Gut durchmischen und evtl. ein paar Mal durch ein feines Sieb sieben, damit sich die Vanillemarkklumpen auflösen und der Staubzucker vollständig mit kleinen schwarzen Mark-Tupfen durchzogen ist. Die noch warmen Kipferl vorsichtig in der Zucker-Vanillemark-Mischung wälzen und auf einem Kuchengitter fertig auskühlen lassen.

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2 Kommentare zu “Vanillekipferl

  1. Sehr schöne Kipferl! Ich wünschte, mir wäre das Kipferl-Form-Gen auch von meiner Oma vererbt worden 😉

    In der Prato findet man keine Zeitangaben; immerhin gab es noch keinen E-Herd mit einheitlicher Ofentemperatur. Im Rezept für Vanillekipferl steht nur „bäckt sie kühl und licht“. Bei mir fliegen die Kipferl aus dem Backrohr sobald die Spitzerln ein wenig Farbe haben. Dann sind sie noch schön fluffig und weich!

    1. Danke für den Backhinweis, Julia, dann werde ich die Kipferl beim nächsten Mal einfach nicht aus den Augen lassen und bei den ersten Anzeichen von leichter Bräune heraus nehmen. Und vielleicht gelingt es mir doch noch sie so zu formen, dass die Spitzen schmäler sind als der Bauch. 😉

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